Springer bereitet sich auf Pin-Pleite vorAus für den angeschlagenen Briefzusteller Pin? Nach Informationen des SPIEGEL bereitet sich Springer-Chef Döpfner darauf vor, den angeschlagenen Briefdienstleister Pin zu schließen. Die Insolvenz, heißt es im Konzern, sei die kostengünstigste Art, das Geschäft zu beenden.
Hamburg - Springer zieht womöglich schneller als gedacht die Notbremse beim Briefdienstleister Pin. Verlagschef Mathias Döpfner habe sich in der vergangenen Woche im Aufsichtsrat die Rückendeckung geholt, um Pin, wenn nötig, in die Insolvenz schicken zu können, heißt es aus dem Konzern
Bei der Aufsichtsratssitzung des Verlags an diesem Montag soll darüber gesprochen werden, ob Springer noch einmal Geld nachschießt, um das Unternehmen zu erhalten. Angeblich fehlen aktuell rund zehn Millionen Euro, heißt es aus dem Kreis der Pin-Mitgesellschafter. Bei der Brieffirma ist in der vergangenen Woche neben der Unternehmensberatung Roland Berger auch der Insolvenzexperte Horst Piepenburg eingezogen, der prüfen soll, ob eine Fortführung der Firma möglich ist.
Bei einer Pin-Tochter können seit vergangener Woche schon keine Löhne mehr gezahlt werden. Die Insolvenz sei die kostengünstigste Art, das Geschäft zu beenden, heißt es aus Springer-Kreisen. Auch die Minderheitseigner - vor allem die Verlage WAZ und Holtzbrinck - seien nicht bereit, noch einmal Geld in die Hand zu nehmen. Die glauben allerdings an eine Sanierungsfähigkeit, sehen die Hauptverantwortung für die Finanzierung aber klar beim Mehrheitseigentümer Springer. Springer
hatte erst im Sommer die Mehrheit an Pin übernommen und dafür 510 Millionen Euro gezahlt.
Der Verlag will nun offenbar die Abstimmung im Bundesrat am 20. Dezember abwarten - dass die Länderkammer den von der Großen Koalition beschlossenen Mindestlohn von bis zu 9,80 Euro noch stoppt, glaubt der Verlag aber nicht einmal selbst. Den jetzigen Plänen zufolge sollen Beschäftigte, die Briefe sortieren, im Osten mindestens acht und im Westen 8,40 Euro betragen. Für Briefzusteller gilt im Osten ein Mindestlohn von neun und im Westen von 9,80 Euro.
Deutsche Post zur Übernahme von Pin-Leuten bereit Private Post-Konkurrenten beschäftigen Mitarbeiter zu deutlich niedrigeren Löhnen. Wegen der Mindestlohn-Einigung hatte Springer angekündigt, bei Pin rund 1000 Mitarbeiter zu entlassen. SPD-Chef Kurt Beck erklärte in der ARD, die Deutsche Post
habe ihm zugesichert, Mitarbeiter von Pin zu übernehmen und "zu vernünftigen Löhnen" anzustellen.
Am 20. Dezember präsentieren auch Piepenburg und die Berater von Roland Berger ihre Pläne zur Zukunft der Firma. Formell bemüht sich Springer noch, einen Käufer für Pin zu finden. Seit einigen Tagen versucht die Investmentbank JP Morgan entsprechende Interessenten aufzutun. Doch die Chancen dürften minimal sein - schon vor der Entscheidung für den Mindestlohn, den Springer-Chef Döpfner nun als Grund für seine Verkaufsabsichten anführt, war das Unternehmen offenbar ein Sanierungsfall.
Schon vor Wochen hatte deshalb der niederländische Konkurrent TNT signalisiert, dass er wenig Interesse an einer Übernahme der Pin Group habe. Wegen des hohen Restrukturierungsbedarfs, so die Haltung niederländischer Spitzenmanager damals, könne man sich maximal einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro vorstellen.
Quelle: SPIEGEL ONLINE