Briefmarkt - Verkalkuliert beim MindestlohnDie Konkurrenten TNT und Pin legen ihr Briefgeschäft in Deutschland zusammen und verbünden sich gegen die Deutsche Post. Ab Anfang 2008, wenn das Briefmonopol fällt, wird es nun einen heftigen Zweikampf geben.Für Post-Chef Klaus Zumwinkel ist das ein unangenehmer Rückschlag. Er versucht gerade, den Wettbewerbsdruck für seinen Konzern so gering wie möglich zu halten, indem er einen letzten Monopolistentrumpf ausspielt: Der Post-Tarif soll als gesetzlicher Mindestlohn auch bei den Wettbewerbern gelten, die ihren Mitarbeitern deutlich weniger zahlen.
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Doch genau dieser Winkelzug hat seine Wettbewerber jetzt zueinandergetrieben. Der drohende Mindestlohn ist für sie ein wichtiges Argument, die Geschäfte zusammenzulegen. Sollten die tariflich vereinbarten Post-Löhne künftig zum Mindeststandard für die gesamten Briefzustellerbranche werden, dann können TNT und Pin nicht mehr mit günstigeren Lohnkosten angreifen. Gemeinsam können sie aber wenigstens Größenvorteile in der Logistik nutzen. Erst recht zahlt sich das aus, wenn es dem Post-Chef doch nicht gelingt, die Regierung vom Mindestlohn zu überzeugen.
Falsch eingeschätzt hat allerdings auch Mathias Döpfner die Kräfteverhältnisse am deutschen Briefmarkt. Der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlags, Europas größten Zeitungsunternehmens, hatte die Mehrheit an dem privaten Postdienstleister Pin erst Mitte des Jahres für mehr als 510 Mio. Euro übernommen. Auch die übrigen Anteilseigner bei Pin sind Verlage. Keine andere Branche ist im Prinzip so gut präpariert, der Post ernsthaften Wettbewerb zu liefern. Die Verlage haben im Vertriebsgeschäft viel Erfahrung und teils auch flächendeckende Netze, die bis zu den Briefkästen der Verbraucher reichen.
Dass dies ein rauer Konkurrenzkampf wird, zeigte sich bereits beim Ringen um die Mindestlohn-Strategie der Post: Die Verlage attackierten sie mit einer Anzeigenkampagne, die Post antwortete mit der Stornierung von Werbung.
Der Einstieg von TNT bei Pin legt nun den Schluss nahe, dass sich Springer einen Alleingang doch nicht mehr zutraut, sich womöglich sogar ganz aus dem Briefgeschäft zurückzieht.
TNT ist aus der früheren niederländischen Staatspost hervorgegangen und verfügt über entsprechende Fähigkeiten. Durch das Bündnis mit Pin erwächst der Deutschen Post nun also ein sehr schlagkräftiger Konkurrent.
Die Post wird mit dem Fall des Briefmonopols ohnehin Marktanteile verlieren, es geht für sie vor allem darum, diese Verluste möglichst klein zu halten. Der Zweikampf mit einem starken Gegner dürfte härter werden als das Ringen mit mehreren kleineren Wettbewerbern.
Aus der FTD vom 02.11.2007
© 2007 Financial Times Deutschland