Große Koalition
SPD will Mindestlohn für Postdienste
Beck: "Wir können kein Interesse an Dumpinglöhnen haben"
11. Juli 2007 Die SPD setzt die Union beim Mindestlohn weiter unter Druck. So wollen die Sozialdemokraten für die Beschäftigten der Postdienste noch in diesem Jahr einen Mindestlohn durchsetzen. Einen entsprechenden Vorschlag unterbreiteten der SPD-Vorsitzende Kurt Beck und Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) am Mittwoch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Anlass für den Vorstoß ist, dass das Briefmonopol in Deutschland Anfang kommenden Jahres fällt, während es in der EU, wie vom Europäischen Parlament am Mittwoch beschlossen, erst 2011 statt wie zunächst geplant 2009 auslaufen wird (siehe dazu auch:
Große Mehrheit für Abschaffung des Briefmonopols). Zu den Chancen, sich in der großen Koalition mit CDU/CSU rasch auf einen Mindestlohn für den Postsektor zu einigen, sagte Beck der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Ich hoffe, dass wir uns mit der Union einig sind, dass wir alle kein Interesse daran haben können, dass irgendwelche nichtdeutschen Anbieter zu Dumpinglöhnen in Deutschland tätig werden, wenn dieser Markt nun einseitig geöffnet wird.“
Mehrwertsteuer auf Postdienste reduzierenBis September soll der Haustarifvertrag der Post zu einem bundesweiten Tarifvertrag werden
Sollte das Vorhaben erfolgreich sein, wäre es laut den Worten des SPD-Vorsitzenden „ein vorgezogener Schritt zu dem Teil des Mindestlohns, den wir in der Koalition vereinbart haben“. Man könne davon ausgehen, dass bis September der bisherige Haustarifvertrag der Post zu einem Tarifvertrag für den gesamten Post-Sektor ausgeweitet werde, sagte Beck. Dann werde es deutlich mehr als 50 Prozent Tarifbindung in diesem Sektor geben. „Das würde uns ermöglichen, die Absprachen der Koalition zur Anwendung des Entsendegesetzes, die insgesamt erst im Frühjahr in Kraft treten sollen, in diesem Punkt vorzuziehen“, sagte der SPD-Vorsitzende. Damit könne die Aufgabe des Postmonopols in Deutschland „auf vernünftige Weise organisiert werden“.
Der Vorstoß solle mit einer Initiative gegenüber der Netzagentur verbunden werden, „die Vergleichbarkeit auch unter sozialen Bedingungen in die Lizenzvergaben und die Überprüfung der Lizenzen einzubringen“, sagte Beck. Zudem solle Finanzminister Peer Steinbrück die Mehrwertsteuer auf Postdienstleistungen reduzieren, um vergleichbare Bedingungen mit anderen europäischen Staaten herzustellen. Der Vorschlag sei zwischen Arbeitsminister Müntefering und ihm abgestimmt worden, sagte Beck; zuvor sei er schon mit Finanzminister Steinbrück abgesprochen worden.
Die SPD will zudem versuchen, die schon beschlossene Aufhebung des nationalen Briefmonopols zu verschieben. Deutschland hat beschlossen, für Briefe unter 50 Gramm das Postmonopol mit Beginn des Jahres 2008 aufzuheben. „In der Frage, das Ende des Briefmonopols zu verschieben, gibt es mit dem Koalitionspartner bisher keine Verständigung. Doch nach der Entscheidung des Europäischen Parlaments wollen wir noch einmal versuchen, eine solche Verständigung herbeizuführen“, sagte Beck.
Text: elo./mwe./F.A.Z.
Bildmaterial: ddp, dpa