PIN-Retter im Zwielicht
Ausgerechnet eine Firma, die dem neuen Vorstandsvorsitzenden der PIN-Gruppe gehört, erhielt einen lukrativen Beratungsauftrag. Hat er sich persönlich bereichert?
Von FOCUS-Korrespondent Kayhan Özgenc 10.01.08
Horst Piepenburg präsentiert sich dieser Tage als unermüdlicher Kämpfer um Arbeitsplätze. In Interviews kündigte er an, so viele Jobs wie möglich beim Briefzusteller PIN retten zu wollen. „Jeder erhaltene Arbeitsplatz ist ein Erfolg“, erklärt Piepenburg.
Seitdem der Springer-Konzern als Mehrheitsgesellschafter kurz vor Weihnachten seinen Ausflug ins Briefgeschäft beendete, steht es denkbar schlecht um die grüne Post. Rund 9000 Beschäftigten droht der Jobverlust. Bereits mehrere PIN-Gesellschaften mussten Insolvenz anmelden. Der erfahrene Anwalt und Insolvenzexperte Piepenburg soll als neuer Vorstandsvorsitzender retten, was noch zu retten ist, und eine komplette Pleite abwenden.
Auftragsvolumen von einer Million Euro
Doch der vermeintliche Hoffnungsträger gerät nun selbst ins Zwielicht. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt erhielt ausgerechnet eine Firma, die Piepenburg gehört, nach FOCUS-Recherchen einen lukrativen Beratungsauftrag in Sachen PIN. Das Kölner Unternehmen PiaSystems wurde engagiert und darf sich seit kurzem etwa darum kümmern, die Buchhaltung auf Insolvenzrecht umzustellen. Das Volumen des Auftrages soll nach FOCUS-Informationen rund eine Million Euro pro Monat betragen. Alleiniger Gesellschaft von PiaSystems ist laut Creditreform Horst Piepenburg.
Auf FOCUS-Anfrage bestätigte Piepenburg-Sprecher Thomas Schulz die Auftragsvergabe an PiaSystems. Nach seiner Darstellung würde es nur eine Handvoll kompetenter Anbieter in diesem Markt geben. Wie der Sprecher weiter erklärte, sei der Beratungsauftrag nicht direkt von Piepenburg erteilt worden, sondern vom vorläufigen PIN-Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier. Mit dem arbeitet Piepenburg aber eng zusammen. An der Spitze des kriselnden Unternehmens hat der Vorgang jedenfalls Befremden ausgelöst: „Es wäre mehr als stillos, wenn sich der vermeintliche Retter persönlich bereichert hätte“, so ein PIN-Manager.